Böses Erwachen: Deutschland nach dem Krieg

In: Das Argument 340/2023, 123-138.

Es ist noch kein Jahr her, dass Angela Merkel, nach sechzehn Jahren als Bundeskanzlerin, am Ende ihrer Amtszeit inoffizielle Präsidentin der Europäischen Union, sich in den Ruhestand zurückzog. Von den ihr damals gewidmeten Huldigungen als eine der großen politischen Persönlichkeiten des noch jungen 21. Jahrhunderts ist so gut wie nichts in Erinnerung geblieben. Ihrer Partei ist sie peinlich geworden, und sie überhaupt zu erwähnen gilt als politisch riskant. Wenn ihr Nachfolger als Bundeskanzler, ihr langjähriger Finanzminister und Stellvertreter, Olaf Scholz, verlauten lässt, dass er des Öfteren mit ihr telefoniere, um ihren Rat einzuholen, erzeugt das Befremden. Die Ära Merkel, daran kann kein Zweifel sein, ist beendet, ihr Erbe ist ausgeschlagen, ein langer Irrtum ist zu entsorgen, und auch hier soll nach der Zeitenwende nichts mehr sein, wie es einmal war. […]

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