Interview mit Michael Hesse, Frankfurter Rundschau, 19. Oktober 2021, S. 26-27.
Der Soziologe Wolfgang Streeck über die Entstehung einer neuen, bipolaren Weltordnung und die Rolle Europas und Deutschlands darin.
Herr Streeck, in Ihrem Buch „Zwischen Globalismus und Demokratie“ befassen Sie sich mit Imperien. Erleben wir gerade den Abgesang einer Supermacht, den der USA?
Wir sind Zeugen des Endes des amerikanischen Imperiums und des Aufstiegs Chinas, der Zeit einer neuen Bipolarität. Dieses historische Ereignis ist für die zukünftige Strukturierung des Staatensystems zentral. Nicht nur die letzten Ereignisse in Afghanistan zeigen den Machtverlust der USA. Ein 20-jähriger Krieg, den sie nicht gewinnen konnten. Die Amerikaner haben sich nach 1945 eigentlich immer so verstanden, dass es keinen Krieg auf der Welt geben darf, den sie verlieren. Dafür haben sie in Vietnam zwischen drei und sechs Millionen Menschen sterben lassen. Keiner kann das mehr erklären, und verloren haben sie trotzdem. (…)
Das Buch:
Wolfgang Streeck: Zwischen Globalismus und Demokratie. Suhrkamp, Berlin 2021.
Weiterlesen auf fr.de