Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31. Mai 2021, Feuilleton, Seite 11.
Die Corona-Krise verändert den Bildungsprozess gerade der Jüngeren an empfindlicher Stelle: Die Auslese im Schulsystem nach den ersten Klassen wird vollends zur Farce. Ein Gastbeitrag.
Das Sortieren sehr kleiner Kinder in unterschiedlich angesehene Bildungs- und Berufswege nach Maßgabe gemessener Leistung und vermuteter Begabung, ihre Verteilung nach vier Schuljahren auf Gymnasium, Realschule, Gesamtschule und Hauptschule, ist eine bekannt absurde, im Ausland endlos bestaunte deutsche Spezialität. Wir haben uns an sie gewöhnt, ebenso wie an die immer wiederkehrenden Nachweise der mit ihr verbundenen harten Reproduktion sozialer Ungleichheit. Niemand stört sich mehr an der Trümmerlandschaft, die die Schulreformkämpfe der 1970er und 1980er Jahre übrig gelassen haben. Das Thema ist politisch erledigt. So vertraut, so sehr zur zweiten Natur ist uns das deutsche Sortiersystem geworden, dass wir uns nicht vorstellen können, auch nur ausnahmsweise von ihm abzulassen, und sei es in einer Jahrhundertkrise wie Corona, in der angeblich nichts mehr so bleiben kann, wie es war. (…)
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