Interview mit Monika Nellessen, Allgemeine Zeitung Mainz, 13. März 2021, Seite 3.
Der Soziologe Wolfgang Streeck sagt, warum die Corona-Risiken ungleich verteilt sind und warum er findet, dass ein weiterer Lockdown nichts bringt.
KÖLN/MAINZ. Wenn es um die Pandemiebekämpfung geht, kommen meist Virologen und Mediziner zu Wort. Soziologen, die von Politikern ansonsten gerne übers Wahlvolk ausgefragt werden, finden in den Expertenrunden bislang wenig Gehör. Das führt zu mehreren Fehlschlüssen in der Anti-Corona-Strategie, meint Wolfgang Streeck, der bis zu seiner Emeritierung das Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln leitete.
Herr Prof. Streeck, gibt es eine unbequeme Wahrheit, die lautet: Alte, Arme und Menschen mit ausländischen Wurzeln haben das höchste Risiko, an Corona zu erkranken?
Das ist wohl wahr, und unbequem ist es auch. (…)